Reflexion zum Hospizgespräch im Januar 2014

Lebensmittel am Lebensende


Die fast einhundert erschienen Gäste haben geduldig darauf gewartet, dass möglichst allen Anwesenden in der durch Raumwechsel entstandenen Beengtheit ein Platz zur Teilnahme geschaffen wurde. Diese Geduld wurde dann mit einem sehr informativen, für Fachpersonal und Laien gleichermaßen verständigen, sehr lebendigen Vortrag belohnt. Jürgen Walter erläuterte sehr anschaulich, dass der Körper eines Schwerstkranken ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr in der Lage ist, Nahrung und Flüssigkeit in größeren Mengen zu verarbeiten. Vorhandene Palliative Strukturen können dabei helfen, dies zu Erkennen und Entscheidungen im Sinne des Willens des Patienten zu treffen. Wenn der Körper des Schwerstkranken nicht mehr richtig verstoffwechselt,  können zusätzliche Ernährungsmaßnahmen zu einer möglichen Vergiftung führen, ebenso wie zu viel Flüssigkeit durch Einlagerung in die Lungen zu Erstickung führen kann.
Oberstes Ziel ist die Berücksichtigung der Wünsche des Patienten. Was aber tun, wenn er Hunger und Durst verspürt? Hier ist  Aufklärung und enge Zusammenarbeit mit den Angehörigen und allen anderen pflegenden Personen sehr wichtig. Der Patient darf  nicht an Hunger und Durst leiden. Er will schmecken. Oft reicht ein Lutschen an etwas, aber Geschmack sollte es haben. „Für mich gibt es in dieser Situation nur Bier, z.B. eine getränkte Kompresse oder tiefgefroren wie Eis am Stiel“, führte Walter zur Erheiterung der Teilnehmer weiter aus. „Die Lebensqualität steht im Vordergrund, seien Sie kreativ!“  Es müsse lecker klingen, lecker aussehen, lecker schmecken und darf ruhig aromatisch sein.
Entscheidet sich ein Patient bei vollem Bewusstsein, keine Nahrung mehr aufzunehmen,  ist es den Angehörigen aus mangelnden Wissen manchmal nicht möglich, die Entscheidungen des Schwerstkranken  nachzuvollziehen. Ein Hospizteam kann sich die Zeit nehmen, einfühlsam die Situation mit den Zugehörigen zu besprechen.
Im Mittelpunkt aller Bemühungen steht immer der Patient, seine Wünsche, seine Vorstellung von Lebensqualität in der ihm verbleibenden Zeit.