Reflexion zum Hospizgespräch im August 2014

Hospiz ist Haltung!


Bedeutung und Praxis des Ehrenamtes in der Hospizarbeit


Die ersten Zeilen des Gedichtes „Der Weg“ von Agnes Klein, vorgetragen von den ehrenamtlichen Mitarbeitern, eröffneten einen Abend ohne Beamer oder Flipchart.


Du gehst einen Weg, den keiner von uns kennt.
Wir möchten Dich auf diesem Weg begleiten.
Wir möchten diesen Weg mit Dir gehen.
Wir möchten diesen Weg mit Dir aushalten.


Diese einfachen Worte drücken aus, was das Wesen der ehrenamtlichen Hospizarbeit ausmacht. Ehrenamtliche MitarbeiterInnen stellen das Fundament der ambulanten Hospizarbeit dar.
Astrid Lydorf, Hospizfachkraft, erläuterte den geschichtlichen Hintergrund der Hospizarbeit. Sie zitierte Cicely Saunders, eine der großen Wegbereiterinnen der modernen Hospizbewegung:
„Es macht schutzbedürftige Menschen so verletzlich, dass sie glauben, sie wären eine Last für die anderen. Die Antwort ist eine bessere Betreuung der Sterbenden, um sie zu überzeugen, dass sie immer noch ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft sind.“
Die ehrenamtliche Hospizarbeit als Teil der psychosozialen und spirituellen Begleitung umfasst die emotionale Unterstützung der Sterbenden und ihrer Angehörigen. Sie leistet dem Sterbenden Beistand bei dem Bedürfnis nach Fragen zum Sinn des Lebens, Tod, Sterben und dem Danach.
Anschließend stellten sich unsere Ehrenamtlichen im Podium vor und erzählten über ihre ganz persönlichen Beweggründe für ihre Mitarbeit im Hospiz. Dabei wurde deutlich, dass das Engagement für diese Tätigkeit nicht abhängig vom Alter oder beruflicher Stellung ist.

-Die hospizliche Haltung ist keine Technik oder Methode, die man erlernen kann. Sie erfolgt durch die Einsicht, dass jeder Mensch, mag er auch noch so eingeschränkt sein, eine unverlierbare Würde besitzt. Sie achtet das Bedürfnis eines jeden Menschen auch in der größten Krise nach Selbstbestimmung… Des Sterbenden Wille ist sein „Wohl“. Die Haltung dem Sterbenden gegenüber ist geprägt von Respekt, Achtung und Akzeptanz. .. Die Menschen die wir begleiten, wissen am besten, was ihnen gut tut. Sie sind weder tot noch in der Regel entmündigt.-  (*1)

Die Schilderungen der Ehrenamtlichen aus der Praxis unterstrichen diese Worte. So unterschiedlich jedes einzelne Leben ist, so unterschiedlich wird es auch beendet werden. Begleiten heißt: Mitgehen, zuhören, annehmen, die Anderen in ihrer Befindlichkeit ernst nehmen, auch die eigene Hilflosigkeit zulassen und ohne Situationen zu bewerten am Ende gemeinsam loslassen zu können.
Ehrenamtliche Hospizarbeit bedarf einer fundierten Ausbildung. Mit dem Hinweis auf den nächsten Ausbildungskurs endete der Vortrag,

In der von Paul Herrlein, Leiter des St. Jakobus Hospizes, moderierten Diskussion wurden viele Fragen gestellt. Das lässt vermuten, dass bei einigen Teilnehmern die offenen und ehrlichen Worte dieses Abends vielleicht Interesse an einer ehrenamtlichen Tätigkeit im Hospiz geweckt haben.

(*1 vgl. Kurshandbuch Ehrenamt, Hospizverlag 2011)

Foto,v.l.n.r.:
Manfred Binkle, Lisa Schmitt, Christine Ihl, Gabi Nessen (ehrenamtl. Mitarbeiter),
Astrid Lydorf(Hospizfachkraft), Paul Herrlein (Leiter St. Jakobus Hopiz)