Reflexion zum Hospizgespräch im März 2014

Erika Hügel

Sterben, Tod und Trauer in der Jüdischen Kultur

Erika Hügel, Vorsitzende der Repräsentanz der Synagogengemeinde Saar, wusste mit ihrem Vortrag die Anwesenden zu fesseln. Sie führte aus, dass in der jüdischen Ethik die Anteilnahme an Freud und Leid eine „Mizwá“ sei, ein  Gebot. Der Krankenbesuch werde demnach als fromme Tat geheiligt und zur Summe der in einem Menschenleben gesammelten gottgefälligen Taten hinzugerechnet.  Die jüdischen Gemeinden gründeten seit jeher Vereine, die Bedürftige mit ärztlicher Pflege, Heilmitteln, Unterkunft, Nahrung und Kleidung versorgten, - denn der Mensch sei von Gott zum Leben geschaffen und darum müsse alles getan werden, das Leben eines Menschen zu erhalten. Im „Schulchan Aruch“, einem bekannten jüdischen Lehrbuch heißt es:
„Es ist ein Gebot bei einem Menschen zu bleiben, während seine Seele ihn verlässt, “.
Der sterbende Mensch solle nach jüdischer Vorstellung, falls das noch möglich ist,  seine “zwischenmenschlichen Beziehungen“ auf Erden in Ordnung bringen, bevor er seinen Gott um Vergebung bitte.
Bei den traditionellen Riten der Bestattung und der Trauer unterstützt die Hinterbliebenen ein „Heiliger Verein“, die  „Chéwra Kaddischa“. Die ehrenamtlichen Mitglieder übernehmen auch die Versorgung des Verstorbenen. Weil im Tod alle gleich sind, werde bei der Bestattung auf jeglichen Pomp verzichtet.
Friedhöfe selbst werden als „Bejt ha-chájim“, „Ort des Lebens“ oder „Bejt ha-olam“, „Ort der Ewigkeit“ bezeichnet. Jüdische Gräber bleiben für immer, werden nicht eingeebnet. Blumenschmuck ist nicht erlaubt. Besucht jemand das Grab nach der Beerdigung, so legt er ein Steinchen darauf. Für die jüdische Gemeinde in Saarbrücken gilt die Saarbrücker Jüdische Friedhofsordnung.
Die Trauerzeit beginnt mit der „Schiwa“. In dieser Trauerwoche bleiben die engsten Angehörigen zu Hause. Es gelte als Gebot der Nächstenliebe, die Trauernden mit Nahrung zu versorgen. Das so genannte „Schiwa-Sitzen“ auf niedrigen Stühlen bedeutet, dass man nach dem Verlust eines geliebten Menschen arm sei wie ein Bettler, der auf dem Boden sitze.
Im Talmud heißt es weiter: „ Beweinet nicht den, der scheidet, sondern den, der (zurückbleibt und) leidet.“
Die von Peter Springborn anschließend moderierte Diskussionsrunde wurde von den Anwesenden rege genutzt.